Es ist der Morgen vor den Wahlen in den USA. Ich stelle meine morgendliche Tasse Tee auf eine robuste Holzkiste neben mir. Der Aufdruck auf der Seite der Kiste lautet:
W.B.R.
Welfare Biscuits
W.G.C & S (1929) L
Packed 10/44
Net Weight 35 LBS
Diese Kiste wurde gegen Ende des Hungerwinters 1945 in der Nähe der Stadt Gorinchem in Holland mit dem Fallschirm abgeworfen. Ein Junge, fast 14 Jahre alt, fand sie und trug sie zusammen mit seinem Bruder nach Hause. Sein Vater war im September 1943 festgenommen worden, man hatte ihn gefoltert und in ein Konzentrationslager gesteck, weil er im Widerstand war.
Dieser Junge behielt diese Kiste immer und gab sie später an seine Tochter weiter. Die Tochter bin ich.
Für mich ist diese Kiste ein Symbol für die Freundlichkeit und das Mitgefühl, das die Engländer und Amerikaner uns hier in Europa entgegenbrachten, wo die Menschen verhungerten. Wir waren Fremde für sie, es gab kein Internet und kein Telefon. Für sie waren wir Menschen auf der anderen Seite der Welt, die sie nie getroffen hatten. Es war Amerika, das Tausende europäischer Flüchtlinge mit offenen Armen aufnahm. Und es war Amerika, das den Marshallplan ins Leben rief, der Westeuropa zu einer rasanten wirtschaftlichen Erholung verhalf.
Damals sagte man, dass dieser Krieg alle Kriege beenden würde. Dass so etwas nie wieder passieren dürfe. Aber Erinnerungen verblassen, und die Menschen, die den Krieg erlebt haben, sterben aus.
Eine Sache können wir aus der Geschichte lernen, das ist, dass die Menschheit nie aus der Geschichte gelernt hat. Die Kräfte der Furcht, der Gier, des Hasses und der Verblendung sind wieder auf dem Vormarsch, und extremistische Parteien werden überall auf der Welt stärker. Mir drängt sich da der Vergleich mit dem Vorkriegs-Europa auf.
Aber wir alle können entscheiden, wie wir auf die Welt um uns herum reagieren. Wir können uns von der Furcht überwältigen lassen, wir können Hass auf die entwickeln, die anders sind, oder wir können in unser eigenes Herz schauen und dort diese Freundlichkeit und dieses Mitgefühl entdecken, die jede Furht und jeden Hass vernichten. Unter der Führung des Dhamma, mit Hilfe der Meditation, können wir der Furcht ins Auge schauen und in uns selbst den Mut finden, Maras negative Kräfte zu überwinden.
Jeden Morgen, wenn ich meine Tasse auf diese Holzkiste stelle, denke ich daran, dass es in den Herzen der Menschen Freundlichkeit und Mitgefühl gibt. Genau diese Freundlichkeit, dieses Mitgefühl der Menschen in Amerika hat meinem Vater zu essen gegeben, als er hungerte; diese Freundlichkeit und dieses Mitgefühl haben Amerika groß gemacht. Morgen haben Sie eine Wahl. Machen Sie davon mit Freundlichkeit und Mitgefühl Gebrauch. Ihre Wahl wird die ganze Welt betreffen.
Viel Metta,
Ayya Vimala
This is the image of America I grew up with: The Americans, the friends who have been kind to our parents! Would be nice to look at such an America again…..
Maria (Germany)
Just a few days before the end of the war, the tiny village of my parents in South Germany was attacked by bombs, half of the village burned down. My mother was 7 years old at the time, my father 9. American soldiers entered the village, searching for German soldiers to take them hostage, yet what they found were the wives and children of those. Some of the soldiers were .Afro-American. As they approached the children, including my mother, they trembled in fear – still under the shock of the attack, but moreover because they have never seen a black man before.
Standing in front, prepared for anything terrible to happen, the black soldier opened his pocket and out came a bar of chocolate which he kindly offered the children – to their amazement as chocolate was a rarity, moreover in times of war. A moment in time, of kindness and compassion – in midst the despair of a devastating war -. a moment of friendship and of hope. My mother remembered the kind black man ever since and chocolate became a very special thing for all of us.
As I’m writing these lines, I’m carrying stacks of chocolates in my hand luggage to India and Burma – to offer to traumatized Tibetan nuns and children who have managed to escape from the Chinese to Northern India and to the the countless little nuns living in poverty in under-resourced nunneries in Upper Burma -to offer a moment of joy, of friendship and care.
Ayya Anopama
Thank you so much for sharing Ayya! That is just beautiful.
Bhante Sujato replied:
Ahh, chocolate, the universal language! No really, it’s the word found most widely in the world’s languages.
Yes, chocolate! My father – he was 13 at the time – said this was the first time ever they saw chocolate! And his younger brother, 5 or 6 years old, stole some eggs from the Americans. And they just let him do. There are many such stories…. And this was not a government that decided something like a marshal plan on an administrative level, but this were all individuals, just people – which makes it so touching!