Samita ASBL

De Dhamma in deiner Sprooch

Es Metta-Sutta

Was de Buddha iwwer die Liebe gesad hat

(off Saarländisch)

Das do soll ma mache,
wemma verstann hat, was gudd is,
un wemma de Wää zum Friede kennt:
Ma soll wisse, wie ma ebbes anpackt, un soll offrichtig sin,
soll grad eraus und sanft schwätze,
soll bescheiden sin un net engebillt,
zufriede un leicht froh se mache,
soll sich net zuviel Pflichte offlade un von genügsamer Art sin.
Friedlich un ruhig soll ma sin, un weise un geschickt,
net stolz oder fordernd.
Ma soll aach net es Klänschde mache,
was weise Mensche tadele würde.
Ma soll wünsche: Froh un in Sicherheit solle se sin―
dass doch alle Läwewese glicklich wäre!
Was es aach fer Läwewese gäbt:
Ob se stark sin oder schwach, kens werd ausgelosst,
die große un mächdische, die mittlere, die korze oder kläne,
die wo ma sien kann un die unsichtbare,
die wo nah un die wo weit ewegg läwe,
die wo schon gebor sin un die wo of e Geburt zusteiere―
dass doch alle Läwewese glicklich wäre!
Nimmand soll jemand anneres hinergehn
oder irgend e Läwewese in irgend änem Zustand verachde.
Nimmand soll aus Ärjer oder Unwille
annere Schade wünsche.
So wie e Mudder ihr Kind,
ihr änzisches Kind mit ihrem Läwe beschützt,
so soll ma mit eme grenzelose Herz
alle Läwewese umfasse;
ma soll Freindlichkät iwwer die ganz Welt ausstrahle:
no owwe zum Himmel,
no unne in die Tiefe,
un ganz ronderum ohne Grenze,
frei von Hass oder Unwille.
Ob ma steht oder geht, sitzt oder leit,
solang ma net schläfrig is,
soll ma das in Erinnerung behalle.
Es heischt, das wär e erhabenes Läwe.
Wemma sich net an falsche Vorstellunge klammert,
e reines Herz hat un klar sieht,
wemma dezu von sinnlichem Verlange frei is,
werd ma nimmeh in der do Welt gebor.

—Sutta Nipata 1.8


Die Arbeit an dieser Übersetzung hatte für mich eine unerwartete Wirkung: Ich hatte das Gefühl, dass dieser Text mich auf einer viel tieferen Ebene berührt als in jeder anderen Sprache, in der ich ihn bisher gelesen habe. Saarländisch war meine allererste Sprache, wirklich die Muttersprache, mit der ich groß geworden bin. Und sie erreicht den emotionalen Teil meines Seins viel tiefer als alles andere. Beim lauten Lesen meiner Übersetzung hatte ich das Gefühl: so kann ich ganz natürlich die Bedeutung dieses Textes verstehen. Und damit kann ich nur allzu gut nachvollziehen, weshalb der Buddha die Menschen aufgefordert hat, den Dhamma in ihrer eigenen Sprache zu lernen!

Deshalb: Ganz herzlichen Dank, Ayya Vimala, für diese Anregung!*

(*Diese Übersetzung wurde als Reaktion auf diese Aufforderung angefertigt.)

Saarländisch ist eine gesprochene Sprache, keine Schriftsprache. Sobald wir zur Schule gehen und schreiben lernen, versuchen sie als Erstes, uns richtiges, ‚ordentliches‘ Deutsch beizubringen—ich sage ‚versuchen‘, denn die wenigsten Saarländer schaffen es, jemals im Leben ordentliches Deutsch zu lernen. Selbst Erich Honecker, Staatschef der DDR, war durch seine Aussprache immer als Saarländer zu erkennen (nicht dass wir auf ihn besonders stolz gewesen wären… ).

Als gesprochene Sprache gibt es für Saarländisch keine offizielle Rechtschreibung. Es gibt tatsächlich ein paar Autoren, die in den zurückliegenden Jahrzehnten angefangen haben, auf Saarländisch zu schreiben; aber die ersten Texte, die veröffentlicht wurden, waren mehr oder weniger Scherztexte, kleine Büchlein etwa, in denen die Besonderheiten der Sprache beschrieben werden, die anderen Deutschen seltsam oder witzig vorkommen. Es gibt aber auch ein paar ernsthaftere Verfasser, die allerdings vom Publikum wohl nicht allzu ernst genommen werden, das heißt ihre Leserschaft ist begrenzt. Ich habe diese Literatur nicht regelmäßig verfolgt, so dass ich nicht im Bild bin, inwiefern es Übereinkünfte zur Rechtschreibung gibt.

Vor diesem Hintergrund war es keine leichte Aufgabe, das Metta-Sutta ins Saarländische zu übersetzen. Vor allem musste ich von dem Gedanken wegkommen, dass ich in eine Scherzsprache übersetze. Manche Autoren, die saarländische Scherzbücher schreiben, scheinen eine Art Wettbewerb zu betreiben, wer sich die verrücktesten Schreibweisen ausdenken kann (so dass es am Ende kaum noch möglich ist, herauszufinden, wie das Wort denn nun ausgesprochen werden soll); in dieser Hinsicht habe ich einen Kompromiss versucht: Zugunsten der Lesbarkeit habe ich darauf verzichtet, jeden feinen Unterschied in der Aussprache zwischen Deutsch und Saarländisch abzubilden.

Die Arbeit an diesem Text wirft für mich ein völlig neues Licht auf diese meine Muttersprache: Gewöhnlich wird sie ein bisschen so angesehen, als ob sie für die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht taugen würde; als ob sie nur für Witze und für Kinderkram gut sei. Mit einer Übersetzung des Metta-Sutta ins Saarländische, wie ich sie hier vorstelle, gewinnt die Sprache für mich einen ganz neuen Wert. Als ich mir meine Übersetzung laut vorgelesen habe, kam mir der Gedanke, dass damit selbst meine Mutter auch einen kleinen Funken vom Dhamma verstehen könnte… wer weiß!

Möge diese Übersetzung für viele Wesen von Nutzen sein!

Ich füge noch eine Tonaufnahme bei, um die Aussprache nachvollziehbar zu machen:

(von Anagarika Sabbamitta)